Infos und Fakten “Sexueller Missbrauch”

Was ist sexueller Missbrauch?

Definition

Manche Menschen verwenden für sexualisierte Gewaltformen umgangssprachlich den Begriff „sexueller Missbrauch“, der auch im Strafgesetzbuch verwendet wird. Allerdings kann er auch so verstanden werden, als ob es einen richtigen und angemessenen sexuellen Gebrauch von Kindern geben könne. Ein weiterer Begriff ist „sexuelle Gewalt“.  Hier wird aber kritisiert, dass er zu stark auf Sexualität fokussiere und damit den Gewaltaspekt und die Ausnutzung von Machtpositionen eher ausblendet.  Zuletzt gibt es noch den Ausdruck „sexualisierte Gewalt“. Dieser drückt aus, dass sexuelle Handlungen zur Ausübung von Macht und Gewalt benutzt werden.

Wildwasser Freiburg e.V. nutzt die verschiedenen Begriffe synonym, um die Verständlichkeit zu verbessern und so eine größere Bandbreite an Menschen zu erreichen. 

Jede sexuelle Handlung, die an oder vor einem Kind gegen dessen Willen vorgenommen wird, oder der das Kind aufgrund seines körperlichen, psychischen, kognitiven und sprachlichen Entwicklungsstandes nicht wissentlich, frei und informiert zustimmen kann, ist sexueller Missbrauch. 

Sexueller Missbrauch umfasst ein großes Spektrum unterschiedlicher Handlungen: Obszöne Redensarten, Bad oder Toilette nicht verschließen dürfen, sich ausziehen müssen, angefasst werden, gezwungen werden den Täter anzufassen, ihn/sie nackt ansehen oder bei sexuellen Handlungen zuschauen müssen, pornografisches Material anschauen müssen oder zu dessen Herstellung benutzt werden, im Intimbereich berührt oder zu oralem, analem oder vaginalem Geschlechtsverkehr gezwungen werden.

Vorgehen von Täter*innen

Eine erwachsene oder jugendliche Person benutzt die eigene Autorität und körperliche und geistige Überlegenheit sowie die Unwissenheit, das Vertrauen oder die Abhängigkeit des Kindes zur Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse und/oder zur Machtausübung. 

Sexueller Missbrauch ist nie Zufall, sondern immer Absicht und geplant. Die Grenze zwischen kindgerechter Zärtlichkeit und Missbrauch ist nicht fließend. Missbrauch liegt immer vor, wenn ein Kind für die sexuelle Erregung des Täters oder der Täterin benutzt wird.

Manchmal wird Gewalt angewendet. Oft wird aber das Vertrauen des Kindes über Geschenke, Zuneigung, Aufmerksamkeit etc. gewonnen, um es dann sexuell zu missbrauchen. In aller Regel finden sexuelle Übergriffe durch eine vertraute Person über lange Zeiträume statt (Monate oder Jahre). 

Obwohl viele Täter*innen den Opfern einreden, dass sie an den Übergriffen Schuld seien oder es auch gewollt haben, stimmt dies nicht. Die Schuld liegt ohne Zweifel immer bei dem Täter oder der Täterin und nie beim Kind.

  • Selbst wenn ein Kind im Nachhinein vielleicht gar nicht mehr sagen kann, wann und wie der Missbrauch begann,
  • selbst wenn das Kind womöglich auch positive Gefühle zum Täter oder zur Täterin hat,
  • oder den Übergriff aufgrund der körperlichen Stimulation vielleicht auch als erregend erlebt hat.

Vorkommen

Sexualisierte Gewalt findet meistens in der Familie, im Bekanntenkreis oder im nahen sozialen Umfeld statt, z.B. im Kindergarten, Schule, Verein. Betroffen sind Kinder aller sozialen Schichten und Altersgruppen, auch Babys und Kleinkinder. Dabei sind Mädchen* überproportional häufig betroffen. 

Die Täter*innen sind zumeist Männer*, selten auch Frauen*, und kommen aus allen sozialen Schichten. 

Oft wird dem Kind ein Redeverbot auferlegt, unter Umständen mit massiven Drohungen.

Auswirkungen für Betroffene

Vermindertes Selbstwertgefühl, gestörte Selbstwahrnehmung, Ängste, Zwänge, Misstrauen, Depressionen, gestörtes Essverhalten, Selbstverletzung, Drogen- und Alkoholsucht, psychosomatische Erkrankungen, problematische Sexualität sind einige der Probleme, die ein Opfer entwickeln kann.

Alle Opfer finden (unbewusst) Strategien, um den Missbrauch überleben zu können. Manche davon möchte eine Überlebende auch als Erwachsene beibehalten, weil sie Entlastung verschaffen. Andere fühlen sich irgendwann nicht mehr hilfreich, sondern eher hinderlich oder auf Dauer selbstzerstörend an. 

Auch die oben aufgezählten Folgen sind oft Überlebensstrategien, die gewürdigt werden wollen, um sie in kleinen Schritten in passendere Alternativen zu verwandeln.

Sexueller Missbrauch schadet Kindern immer. Dabei können die Folgen sehr unterschiedlich sein, was unter anderem damit zusammenhängt, ob das betroffene Kind Unterstützung in seinem Umfeld erfährt. 

Umgang mit einer Vermutung 

Hier finden Sie Tipps zum Umgang bei einem Verdacht.